Cruisen wie bei Cars

Letztes Jahr im Sommer hat unsere Strasse einen neuen Asphalt bekommen. Aus der Baustrasse wurde eine echte Strasse. Wir schauten von oben zu, wie immer neue Geräte die Strasse aufriessen, den Asphalt verteilten und die Strasse walzten. Die Vorbereitungen nahmen fast die längste Zeit in Anspruch. Die neue Streckenführung auf unserer Kreuzung oder die neue Parkplatzeinteilung verfolgten wir mit Interesse vom Balkon aus. Auch die Diskussionen der Nachbarn mit den Bauarbeitern und Architekten hinsichtlich der Sicherheit an der Spielstrasse liessen sich gut beobachten. In der Zeit war zuerst das Parken verboten und dann plötzlich, viel schneller als erwartet auch das Befahren der Strasse.

 

Am Abend, als die lärmenden Maschinen weg waren, sassen wir auf dem Balkon und genossen den leisen Sommerabend. Da zeriss das Dröhnen eines Motors die Stille. Ein Ferrari kam auf der frischen Strasse daher. Immer wieder beschleunigend und abbremsend, den frischen Asphalt geniessend. Wo kam der denn her? Die Strasse ist doch gesperrt. Nun mir persönlich wäre das auf einer Baustelle mit dem teuren Ferrari zu gefährlich gewesen. Aber wer für eine Inspektion mehr bezahlt als manche für das ganze Auto, der hat es ja.  Der Ferrari parkte erstmal und sein Fahrer stattet einen Besuch ab.  Aber er blieb nicht der einzige. Immer wieder kamen Autos die Strasse entlang, meist langsam und vorsichtig. Sie fuhren bis zum Ende der Strasse (dort wo sie ja gesperrt war) , drehten um und fuhren wieder zurück.

Ein bisschen sah das aus wie bei Cars. Alle cruisten auf neuen Asphalt. Doch wieso fahren die auf einer Baustelle?

Der nächste Morgen brachte die Lösung ans Tageslicht. Irgenjemand hatte einen Teil der Absperrung entfernt. Und obwohl überall Schilder standen, obwohl es keinen Hinweis auf eine Durchfahrtsmöglichkeit gibt, obwohl man über die Gegenfahrbahn fahren musste, obwohl es eine ausgeschilderte Umleitung gab und obwohl man zum Befahren seinen gesunden Menschenverstand ausschalten musste, gab es doch ziemlich viele Leute die trotzdem durchfahren mussten.  Und 95% hätten sich über ein Ticket bestimmt beschwert.

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